Geschichte des Hauses „Seemanns Ruh“

Bei der Niederschrift zur Geschichte des Hauses berufen wir uns auf Erzähltes, Überliefertes soweit es uns die Gemeinde und Bewohner übermittelt haben. Belege oder Bilder haben wir nur wenige.

Das Haus ist im „Schweizer Stil“ erbaut, nimmt jedoch die ortstypische Formensprache eines Umgebindehauses auf. Keller- und Untergeschoss sind aufwändig in Natursteinmauern gefasst, ab der ersten Etage ist das Gebäude in Fachwerkbauweise errichtet, ausgefacht mit ‚Sonnenbrand‘ (ortstypische Hohlsteinziegel).

Den Namen „Seemanns Ruh“ verdankt das Haus seinem Erbauer – einem Kapitän in Diensten des Dänischen Königreiches. Die Fertigstellung 1922 erlebte er nicht mehr. Seine Nichte trat das Erbe an, siedelte von Kopenhagen nach Jonsdorf über, heiratete hier und lebte bis zu ihrem Freitod 1939 in diesem Haus. Zuvor war sie als erfolgreiche Wünschelrutengängerin zu internationalem Ruhm gelangt, hatte in wasserarmen Regionen Quellen erschlossen. Die von ihr auf diesem Grundstück freigelegte Wasserquelle ist allerdings seit Jahrzehnten versiegt, der dazu angelegte Teich verschüttet worden. Weitere Zeugnisse ihrer Kreativität sind die Türbilder in der Wohnung Märchenwiese.

Der Hinterbliebene Gustl, ein Handlungsreisender mit ausgewählten Stoffen und Drucken der Region, wählte sich eine ganz junge Neue aus Krompach (heute Tschechische Republik). Das Paar bleibt kinderlos, aber glücklich. Die junge Hermine überlebt Gustl, erliegt später dem langen Werben von Erich und heiratet erneut. Auch nach dem Tod von Erich bleibt Hermine bis Dezember 2009 im Mittelgeschoss (heute Märchenwiese) wohnen.

In den 70-er Jahren verkauften Hermine und Erich das Haus an den ortsansässigen VEB Maschinenbau Jonsdorf. Nach dessen Planung sollte hier ein Ferienheim entstehen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch an der Weigerung von Hermine, in das Erdgeschoss zu ziehen. So blieb der Umbau unvollendet, ohne dass er bis auf das Arbeitsgerüst eigentlich richtig begonnen hat. Allein das Gerüst wurde genutzt, um die Original handgestrichene Biberschwanzdeckung gegen eine Bitumenschindeldeckung zu ersetzen und die Originale an anderem (unbekannten) Objekt zu verwenden. Es zeugt nur noch manche Scherbe im Garten von der vormals wunderbaren Bedachung.

In diesem seit den 70-er Jahren „unberührten“ Zustand ging das Haus 1992 in die Konkursmasse des VEB Maschinenbau ein und wurde 1999 mangels vorheriger Kaufinteressenten von der Treuhandliegenschaften Gesellschaft in einer Auktion der Deutsche Grundstücksauktionen versteigert. Wir erhielten den Zuschlag.

Gemeinsam mit der Familie und unter Verzicht auf andere Jahresurlaube haben wir das Haus schrittweise gerettet, die Kanalisation, Gasversorgung, neue Zuwasser- und Stromleitungen aus dem Tal am Peters Hübel zuführen lassen. Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten und den Sicherungsmaßnahmen an der Außenhülle (Dach, Fassade, Fenster) begann der Innenausbau im Jahr 2000 im Obergeschoss und ist seit Januar 2018 mit dem Ausbau der Wohnung Märchenwiese im Mittelgeschoss eigentlich abgeschlossen.

Wir danken allen Gästen, die mit ihren Buchungen für Urlaub, Praxis- oder Bürokurzreisen, Familien- und Gruppenzeiten in diesem Haus zum Erhalt von „Seemanns Ruh“ beitragen.